Lumpley Games. Meguey und Vincent Baker veröffentlichten gestern den AW:Dark Age First Playtest. Zuvor gab es lediglich einzelne Previews. Die Autoren gehen davon aus, dass die Spieletester Apocalypse World kennen. Ohne Systemkenntnis könnte es recht schwierig werden, etwas mit dem neuen Material anzufangen. Ich denke jedoch, mit etwas Mitdenken erschließt sich vieles.
Der erste Spieltest umfasst vier Dateien.
Die Instructions (8 Seiten) beinhalten ein paar Hinweise zum Playtest, die Basis Rules und das Setting. Das Spiel setzt nach dem Fall eines – fiktiven – Roms an. Dies ist im Übrigen keine Lektion in Geschichte, sondern Geschichten, d. h. erwartungsgemäß liegt die genauere Ausgestaltung des Hintergrunds in den Händen der Gruppe.
Names (5 Seiten) beinhaltet genau das, was man von einer solchen Datei erwartet. Fünf Seiten mit Namen aus verschiedenen Kulturkreisen (Algonquian bis Welsh). Hm.
Die sogenannten Rights (7 Seiten) erinnern ein wenig an Traditionen (Rights: the Land itself, Rights: the Old Ways, usw.). Die Rights: the Land itself beziehen sich beispielsweise auf eine fantastische Interpretation des nordeuropäischen Paganismus.
Kein World-Spiel ohne Playbooks: Sheets (26 Seiten) fasst genau diese zusammen. Hierzu gehören der oder die Keep Liege, Troll-Killer, Castellan, War-Champion, Peasant Beauty, Dragon-Herald, Wicker-Wise, Outranger, War-Captain, Blacksmith und schließlich der Court Wizard. Es besteht ferner die Möglichkeit eigene Playbooks zu entwickeln. Der Rest dieses Regelteils beschäftigt sich mit Strongholds, Enchantments und konkreten Moves.
Auf den ersten Blick erinnert mich Vincent Bakers neuer Entwurf stark an King of Dragon Pass und die Rollenspiele Reign und Houses of the Blooded. Die Herausforderungen des eigenen Clans (hier Stronghold) oder der Organisation, der die Spieler angehören rücken in den Vordergrund.
Der Spieltest wird es sicher noch genauer zeigen, aber klassische „D&D Murder Hobos“ scheinen nicht im Fokus zu liegen. Apocalypse World, also das Original bzw. die Vorlage der * World-Systeme, und nun auch Dark Age wirken auf mich deutlich unzugänglicher als z. B. Dungeon World oder tremulus. Vincent Baker wartet immer wieder mit interessanten und spannenden Ideen auf, aber seine Nachahmer erläutern die Regeln mitunter verständlicher.
Der erste Playtest von Apocalypse World: Dark Age steht nach einer kostenlosen Registrierung direkt zum Download zur Verfügung. Wer will, kann im Forum seine Eindrücke schildern. Na dann, viel Spaß!
PS: Ein kleiner Exkurs in Sachen Spielstile und Hinterteilfixierung. Der Kollege von der Seifenkiste behauptet in seinem Beitrag Improvisieren? MY ASS!!!, dass das Entwickeln eines Abenteuers aus dem Stegreif nicht so das Gelbe vom Ei sei. Ich behaupte eher das Gegenteil. Genauso wie Geschmäcker unterscheiden sich auch Spielstile. Wiederkäuen ist immer wieder so spannend wie das Zählen fallender Blätter im Herbst. Eine Exposition und eine grobe Idee, wohin es gehen kann, genügen in aller Regel für ein Abenteuer oder gar eine Kampagne. Improvisieren ist nicht gleich Improvisieren – Tsu´s Abenteuerwerkstatt #2. Tsu zeigt sehr anschaulich (und gut), wie es auch gehen kann. Sein World of Darkness-Abenteuervorschlag verdeutlicht ganz nebenbei, warum es sich unter anderem lohnt, sich mit Apocalypse World und Co. zu beschäftigen – z. B. wegen der Threats (in der Abenteuerwerkstadt), denn vorgefertigte Abenteuer (besonders die mit Vorlesetexten) sind zumeist sooo laaaannngweilig. Es geht anders, nein, besser, weil schlicht und ergreifend individueller …
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