Daimon Games. Nein, es geht an dieser Stelle nicht um den aktuellen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Einige Webfundstücke beschäftigen sich rollenspielerisch mit der Fiktion von Jerusalem.
Beginnen wir mit The City of Judas – AW hack with medieval mercenaries von Davide Pignedoli. In dieser Apocalypse World (AW)-Adaption sind die Spieler Mitglied der verbrecherischen „Brotherhood of the Iron Fist“. Ihre Agenda umfasst im Wesentlichen Handel, Drogengeschäfte und Söldnerdienste.
„The City Of Judas (TCOJ) is a work in progress for a dark fantasy hack of AW . Center of the game is the Brotherhood of the Iron Fist, a shady company of traders, drug merchants, and mercenaries. They protect the City Of Judas – an imaginary Jerusalem of the late middle age. The Iron Fist is involved both in drug traffics from the Holy Land to Europe and in the city protection: missions include fighting monsters and invaders, rescuing people, escorting merchants.“
– The City of Judas (13. July 2014)
Ich denke, es ist ein offenes Geheimnis. Wenngleich ich Vincent Bakers Apocalypse World selbst noch nicht spielen konnte, aber die Ableger tremulus (Cthulhu-Mythos, Reality Blurs) und Dungeon World (Dungeons & Dragons-Hommage, Sage Kobold Productions) haben es mir sehr angetan. Ich stehe total auf die recht einfachen Regeln und die großartigen Playbooks. Damit kann ich wesentlich mehr anfangen als mit dem Aspekte-Metageblubber von Fate. Geschmacksache.
Jerusalem ist in The City of Judas ganz eindeutig als Phantasiegebilde zu erkennen. Beispielsweise beherrschen hier zwei Kulte die heilige Stadt. Auf der einen Seite stehen die Christen und auf der anderen Seite die Anhänger von Judas. Beide sind umgeben von natürlichen und übernatürlichen Herausforderungen.
„The City of Judas is Jerusalem: populated by mysterious cults, invaders from Europe, barbarians of the north, surrounded by demons, monsters and sorcery. Two cults fight to control the city: Cristians and Judaists – followers of the cult of Judas, the rebel who fought the Romans in the past. And now, Christians and Judaists might be forced to come to terms to face new threats like the religion of the Book of Q – threatening the kingdom’s south borders.“
– The City of Judas (13. July 2014)
Apocalypse World: Dark Ages lässt wie es gerade aussieht noch eine Weile auf sich warten. Solange kann jeder kostenlos einen Blick in die Work-in-Progress-Version von The City of Judas werfen. Inspirierend und für mich tausendmal anregender als die generische Schmalspurfantasy Splittermond. Wie viele Mystaras, Golarions & Co. braucht die Rollenspielwelt eigentlich noch? Bei Gelegenheit mehr zur „besten“ deutschen Rollenspielwelt. Nur so viel: Unterwältigend, wenn dies die Crème de la Crème germanischer Schland-Fantasy ist, dann schaue ich mich lieber weiter im Ausland um.
Doch zurück nach Jerusalem.
Aka Games. Der eher unbekannte britische Verlag kündigt das Rollenspiel Jerusalem 1119 an. Diese englische Übersetzung des spanischen Rollenspiels Jerusalén 1119 (Holocubierta Ediciones) scheint sich ein wenig mehr an der Historie zu orientieren.
„Jerusalem is the Eternal City, capital of the Three kingdoms of God, desired by the three religions of the Book, surrounded by Antioch, Aleppo, Acre, Damascus, Medina, Baghdad…and the County of Edessa, the Principality of Antioch, the County of Tripoli, the Emirate of Baghdad and the Emirate of Damascus.
In 1119, Jerusalem is not only a coveted place where a ferocious fight takes place among the faithful, where legends return to reality within the boundaries of the desert, and where sharing culture occurs more often than bloody battles.
In this RPG, the players will be able to embody crusaders in the throes of the First Crusade, pilgrims attempting to reach the Holy city, Jews expelled from the cities waiting for the Promised land to come back into their hands, Muslim farmers living in stolen lands, nobles and middle-class people taking advantage of the war and the trade, emirs and citizens fighting against the faithful and the unfaithful.“
– Jerusalem 1119 (13. Juli 2014)
Bedauerlicherweise beherrsche ich kein Spanisch, um mehr sagen zu können.
Hinter Aka Games verbergen sich offenbar die gleichen Leute, die unter anderem die französischen Rollenspiele Z-Corps (Zombies), Qin (Wuxia, englische Version über Cubicle 7), Yggdrasill (Wikinger, englische Version über Cubicle 7), Kuro (Cyberpunk-Horror, englische Version über Cubicle 7) und Keltia (König Artus) entwickelten.
Im Spätsommer/Herbst soll bei 7eme Cercle zumindest die französische Ausgabe von First Contact: X-Corps (Science Fiction/X-Com?) erscheinen.
Interessanterweise wird das Ganze wohl auf Open d6 aufsetzen. Das erste und in meinen Augen – einzig wahre – Star Wars-Rollenspiel von West End Games etablierte dieses flotte Spielsystem bereits Ende der 80er. Sowohl die folgende d20-Version der Küstenmagier als auch die aktuelle Fan-Beutelschneiderei von Fantasy Flight Games (FFG) sind damit mehr als überflüssig. FFG geht ohnehin immer mehr in Richtung Games Workshop. Selbst (Lizenz-)Spiele der britischen „Space Marine“-Trademark-Trolle stehen mittlerweile auf meiner Blacklist. Es gibt genügend andere und wesentlich sympathischere Hersteller.
Qin, Kuro und auch Yggdrasill trafen jedenfalls meinen Geschmack. Derzeit wird angeblich an der englischen Übersetzung von Z-Corps und First Contact gearbeitet. Hoffentlich geht es etwas zügiger als bei Cubicle 7 bislang üblich.
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