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Gung Ho 1: Schwarze Schafe

Gund Ho (Image: obskures.de)

Gund Ho (Image: obskures.de)

Cross Cult. Mit Gung Ho 1: Schwarze Schafe von Benjamin von Eckartsberg (Text) und Thomas von Kummant (Zeichnungen) liegt ein deutsches Endzeit-Comic vor, das es in sich hat und ganz nebenbei bietet die limitierte Vorzugsausgabe geschmackvolles Setting-Material für Endzeit-Rollenspieler.

Disclaimer: This is not a Review! Ich arbeitete jahrelang für verschiedene Comic-Läden. Gung Ho 1: Schwarze Schafe wurde mir vor Kurzem von meinen Ex-Kollegen empfohlen und dort auch gekauft. Weder Superhelden noch deutsche Comics stehen normalerweise auf meiner Auswahlliste. Es besteht keine persönliche Verbindung zum Verlag oder den Comic-Machern. Okay, ich folge Cross Cult auf Twitter.

tl,dr: Coming of Age meets Euro-Endzeit im Comic-Format. Also Gung Ho besorgen und in eine farbenfrohe, etwas andere (Post-)Apokalypse eintauchen. Klare Leseempfehlung.

„GUNG HO ist ein aus dem Chinesischen abgeleiteter Amerikanismus und bedeutet ‚motiviert, engagiert‘ und ‚in Harmonie zusammenarbeiten‘. Mit der Zeit erlangte er verschiedene Bedeutungen, z. B. wurde er im 2. Weltkrieg von den Marines im Pazifik als Kampfschrei verwendet. In unserer Geschichte ist GUNG HO ein Slang-Begriff für ‚hitzköpfig und übermotiviert, ohne Rücksicht auf Verluste‘.“
Gung Ho 1: Schwarze Schafe, S. 4

Worum gehts (zumindest nach meiner Einschätzung)? Endzeit. Die Welt ging den Bach herunter. In diesem Fall besteht die Welt aus etwas mehr als aus dem „land of the free and the home of the brave„. Die in der nahen Zukunft angesiedelte Geschichte nimmt ihren Lauf in der befestigten Siedlung Nr. 16, auch Fort Apache genannt, irgendwo in Europa. Zwei Halbstarke werden dorthin, direkt in die Gefahrenzone, deportiert. Es ist ihre letzte Chance. Wie nicht anders zu erwarten, fällt den beiden die Integration in die überschaubare Gemeinschaft nicht ganz so leicht. Dennoch knüpfen sie zügig erste freundschaftliche und weniger freundliche Bande mit anderen Jugendlichen und Erwachsenen. Das deutsche Comic-Team lässt sich auf rund 80 Seiten viel Zeit, um ihre Protagonisten und Antagonisten vorzustellen. Recht abrupt kippt das Ganze, als die geradezu allgegenwärtige, aber verdrängte Gefahr überraschend zuschlägt und dabei keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse macht. So viel sei verraten: Zombies sind nicht die große Bedrohung. Danke.

Gung Ho 1: Schwarze Schafe muss sich weder inhaltlich noch grafisch vor thematisch naheliegenden Genrevertretern wie Robert Kirkmans The Walking Dead, Sheltered (Paul Allor, Ed Brisson) oder Wasteland (Antony Johnston, Christopher Mitten) verstecken. Die Illustrationen erinnern stilistisch ein wenig an den wunderbaren Kyle Baker (z. B. You are here).

Der Finger lässt sich noch nicht so richtig drauflegen, doch wie schon im Zukunftskrimi Drohnenland von Tom Hillenbrand sind auch hier viele popkulturelle Bezugspunkte sicherlich in den USA zu finden, aber nicht nur die Wahl der Handlungsorte deutet darauf hin, dass sich die Schöpfer von dem vorherrschenden genretypischen Amerikazentrismus etwas lösen und eine andere, europäische(?) Perspektive zu entwickeln beginnen. Beide Geschichten können als Hommage an die großen Genrevorbilder betrachtet werden, gleichzeitig entwickeln sie aber auch eine eigenständige Atmosphäre.

Der limitierte Vorzugsband von Gung Ho 1: Schwarze Schafe beinhaltet 40 Seiten Bonusmaterial und ein faltbares Poster der Siedlung Nr. 16. Alleine mithilfe der Extras sollte jeder Rollenspieler innerhalb kurzer Zeit ein spielbares Setting oder Playset für Apocalypse World oder Fiasco basteln können.

Persönliches Fazit: Gung Ho 1: Schwarze Schafe (VK: €35,- (Vorzugsausgabe), ansonsten €22,-) überzeugt. Trotz der erkennbaren Bezugsgrößen gelingt den beiden Schöpfern, Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant, das Kunststück, ruhig und selbstbewusst – ihre – eigene Geschichte zu erzählen. Die Serie soll fünf Bände umfassen. Ich für meinen Teil werde wieder mit dabei sein. Da geht was …

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