Wizards of the Coasts. Das Player’s Handbook: A Core Rulebook for the fifth edition of Dungeons & Dragons (D&D Core Rulebook, PHB) erschien vor Kurzem. Die Allerwenigsten dürften ein oder zwei Wochen nach der Veröffentlichung über umfangreiche Spielerfahrung verfügen. Einige Händler (z. B. Amazon.de) haben noch nicht einmal umfassend ausgeliefert. Dementsprechend macht an dieser Stelle eine – fundierte – Besprechung/Review wenig Sinn.
Doch nach dem Erstellen eines Charakters, besagtem Red Wolf (1st Level Barbarian), und ein wenig Querlesen erlaube ich mir ein paar Ersteindrücke. Unsere Runde orientiert sich an der D&D Adventurers League (Choose Race, choose Class, determine abilities (15, 14, 13, 12 ,10 ,8), pick character’s name, alignment (non evil only), background – Choose one faction: The Harpers, Order of the Gauntlet, Emerald Enclave, Lord’s Alliance, The Zentharim, max. money).
Meine erste Charaktererschaffung dauerte mit Pausen rund 2 Stunden. Es geht mit Sicherheit wesentlich schneller. Freunde mit 30 Jahren D&D-Erfahrung benötigten kaum mehr als 15 bis 30 Minuten. Von Dungeon World und tremulus kommend, erscheint die aktuelle D&D-Prozedur, um einen Charakter an den Start zu bekommen, ziemlich aufwändig. Folgt man den Step-by-Step-Regeln (PHB, S. 11 ff) wird man nicht umhinkommen, viel im Player’s Handbook zu blättern. Erst wählt man eine Rasse (bzw. Sub-Rasse), eine Klasse, die Attribute und schließlich folgt die Charakterbeschreibung einschließlich der Ausrüstung. Um es kurz zu machen, meines Erachtens fehlt dem Buch eine gute Organisation oder Übersicht. Die Rassen-, Klassen- und neuerdings Hintergrundeigenheiten sind über das ganze Buch verteilt. Die Auswahl der Fähigkeiten (skills) und Fertigkeiten (proficiencies) hängt beispielsweise maßgeblich von der Rasse (z. B. Human – one skill of your choice), der Klasse und dem Hintergrund ab. Zudem überschneiden sich die Optionen teilweise …
Ich fand das ganze Prozedere etwas mühselig, aber auch unterhaltsam und lohnenswert. Die neuen Hintergrundangebote (Personality Traits, Ideals, Bonds und Flaws) erinnern an Burning Wheel oder auch Fate. Sie sollen den Charakteren gewissermaßen Leben einhauchen. Der Dungeon Master kann für das Ausspielen dieser Eigenheiten Inspiration vergeben. Spieler können sich anschließend mit diesen Gummi- oder Schicksalspunkten einen Vorteil erkaufen. Die eigene Hintergrundgeschichte und die Spielmechanik verbinden sich dabei elegant zu einem organischen Gesamtbild. Nicht wirklich neu, aber auf den ersten Blick gefällt mir dieser Ansatz besser als das Schreiben einer Kurzgeschichte oder das eher schematische Punkte sammeln bei Fate. Der eigene Hintergrund entsteht quasi nebenbei im Hinterkopf. Sehr clever diese Backgrounds … Mal sehen, wie sich dieser Mechanismus am Spieltisch machen wird.
Die Fünfte wendet sich glücklicherweise von den beiden Vorgängereditionen ab. Es geht wieder in Richtung (A)D&D, ohne dabei altbacken zu wirken. Die eigentlichen Regeln benötigen weniger als 30-Seiten (PHB Part 2, S. 171-198). Es scheint so, dass im Vergleich zu den Zahlen- und Bonusschlachten vergangener Tage viel unnötiger Ballast abgelegt wurde. Feats gibt es gefühlt viel weniger (nicht gezählt) und sie sind zudem optional. Häufig springt dabei ein direkter Attributsbonus heraus. Das Klein-Klein der letzten Editionen scheint – vorerst – gebannt. Die Kernspielmechanik basiert augenscheinlich auf den Vor- und Nachteilen. Hierbei werden 2W20 geworfen und das beste oder schlechteste Ergebnis genutzt.
Mit dem Dungeons & Dragons: Player’s Handbook bestätigt sich meine – bislang – positive Wahrnehmung des D&D Starter Sets und der Basic Rules. Das Streamlining steht der Rollenspielmutter gut zu Gesicht. Eine Frage bleibt indes: Ist das neue D&D wieder ein Spellslinger-Rollenspiel (Wizards, etc.)? Die vollkommen unterschätzte vierte Edition hatte dieses Manko mehr oder minder beseitigt. Jetzt sieht es wieder danach aus, dass die Zauberklassen ihre weniger magischen Mitstreiter früher oder später obsolet erscheinen lassen. Abwarten. Wir starten zunächst ohne großen Sprücheklopfer mit einem Halfling Bard, Dragonborn Monk, Half-Elf Ranger und eben einem Human Barbarian. Nach meinem Dafürhalten geht das neue D&D zurzeit mehr in Richtung Rollenspiel und weg von den hemmenden und lästigen Battle Maps – dementsprechend freue ich mich auf das erste barbarische Abenteuer von Red Wolf.
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