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Das leichteste der Welt: Oh ja, ich will!

„Dann lag ich eine Weile lang im Koma
Jetzt bin ich endlich wieder wach

Und ich hab Euch Blumen und Pralinen vom Arsch der Hölle mitgebracht
Ich lerne langsam wieder laufen und sprechen

Ich gebe den Dingen einen Namen

 

Ich sage meine Liebe, meine Lügen, meine Hoffnung, meine Schuld,
meine Leidenschaft, mein Feuer, meine Wut und meine Ungeduld
mein nein und mein vielleicht und mein unbedingtes ja

 

Oh ja, ich will

 

Oh ja, ich will

 

Ich will mich wieder wundern, will erstaunt sein
Will wie der allererste Mensch
Mit neuen Augen zwischen den Dingen stehen
Und nichts wiedererkennen
Die Schritte setzen durch Wälder und Wiesen
Und sagen, ja es ist gut – ist gar nicht so schlecht

 

Und also öffne meine Arme

Ich öffne sie so weit ich kann

 

Denn jeder Tag ist ein Geschenk, er ist nur scheiße verpackt
Und man fummelt am Geschenkpapier rum und kriegt es nur mühsam wieder ab

 

Doch ja ich weiß jetzt, es gibt Menschen die diese Welt durchaus rechtfertigen
Die durch ihr bloßes Dasein andern Menschen leben helfen
Die lieben und lieben und lieben und lieben und lieben und lieben
Als wäre es das Leichteste der Welt

 

Ich will einer von Ihnen sein
Oh ja, ich will
Kid KopphausenDas leichteste der Welt

Auf der Role-Play-Convention 2014 (RPC), der größten und vermutlich überflüssigsten Verkaufsramsch-Nerdveranstaltung Europas, wurde ich mehrfach gefragt, ob mein Blog wirklich am Ende sei. Er war es.

Als Nicht-Händler oder Hersteller bietet die Veranstaltung (alljährlich) wenig Spannendes. Nach zwei, drei Stunden gab es nichts mehr Erwähnenswertes zu entdecken. Die Preise für das Catering waren ein schlechter Witz. Ich glaube, wir bezahlten mehr als 4 € für eine kleine Flasche „imperialistischen Zuckerwassers“. Apropos Preise, der eher intransparente RPC Award 2014 spielt auch dieses Jahr wieder in einer ähnlich fantastischen Liga wie die besagten Kosten für Essen und Trinken. Shadowrun 5. Edition ist also das beste Pen & Paper-Rollenspiel. Aha. Schwarmintelligenz oder/und Manipulation? Immerhin wurden die Jury- und Publikums(!)-Preise dieses Jahr nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit verliehen. Das Kölner Verkleidungskasperletheater (Cosplay?) eignet sich jedoch als Socializing-Plattform/Begegnungstätte. Grüße an dieser Stelle an die Damen und Herren von der DORP, Stefan von den Söhnen Sigmars, den tentakeligen Frank und nicht zuletzt an den Jan von Shadowrun Online.

Auf die Spiel in Essen werde ich wohl weiterhin fahren, doch die RPC 2015 steht jedenfalls für mich zur Disposition. Besonders die „realitätsnahe“ Military-Reanactment-Fraktion und die in meinen Augen und Ohren eher dritt- und viertklassigen Mittelalterrockminesänger/innen waren mehr als grenzwertig.

Tagschatten, für mich eines der lesenswertesten deutschen Rollenspielblogs, stellte bedauerlicherweise vor Kurzem sein Blogengagement mit dem 499. Beitrag ein. Die deutsche Nerd-/Rollenspielbloglandschaft ist dadurch, um eine kritische Stimme ärmer geworden. In vielen Punkten waren wir anderer Meinung, doch solange die wenigen Grundregeln der Streitkultur gewahrt bleiben, bedeutet dies wertvolle Meinungsvielfalt. Pluralismus und adäquater(!) Diskurs stehen nach meinem Dafürhalten in einer wechselseitigen Beziehung, auch wenn sich dies insbesondere im Internet noch nicht überall herum gesprochen hat.

„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“, heißt es. Wirklich? Der Alltag zeigt, dass nicht jede Weisheit tatsächlich weise ist. Verleumderische Blog-Fabeltiere und andere Zeitgenossen, die ihr Rollenspieldasein im tristen Schatten ihrer sakrosankten Würfelwürfe und kompromisslosen Rechthabens verbringen, können gerne weitermachen (wie bisher und ohne mich).

Ich sehe es anders und spuke die zuletzt gefressene Kreide wieder aus. Oh ja, ich will einer von ihnen sein, die … Aus welchen Gründen auch immer, es gelingt mir nicht. Vielleicht geht es gerade deshalb weiter.

„Und ich dreh mich im Kreis und singe
über das ewige Licht,
die Blitze ins Nichts
und die gleißende Frage:

 

Wie solls jetzt weitergehen?

 

Das weiß ich doch auch nicht.
Das weiß ich doch auch nicht.

 

Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.
Wir brauchen einen neuen Anfang.“

Gisbert zu Knyphausen – Grau, Grau, Grau

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