Artikelformat

„Zombicide“: Outnumbered – Beim ersten Mal fließt immer Blut …

Was kommt nach dem Ende? Die Apokalypse trennte die Lebenden von den wandelnden Toten. Wieso, weshalb, warum? – Alles Fragen, die lediglich unseren Zweifel nähren, aber keinesfalls unsere Mägen füllen. Uns gehen bald die Vorräte aus. Fressen oder gefressen werden? Jemand von uns muss raus und den Bunker – unsere sichere Enklave – verlassen, um genügend Vorräte zu beschaffen. Sonst ereilt uns bald der Hungertod. Ein sechsköpfiges Team bricht auf. Wir hoffen … Jedes Maul, welches nicht mehr zurückkehrt, bedeutet eines weniger zu stopfen. Schlimme Gedanken. Hauptsache jemand kehrt zurück mit …

"Zombicide": Big Zombie

„Zombicide“: Big Zombie

Am letzten Sonntag starteten mein Freund Roger und ich unsere erste Reise ans Ende der Guillotine Games-Welt von “Zombicide”, einem kooperativen Brettspiel für 1-6 Spieler. Das erste Auspacken, Aufbauen der Spielwelt und die Auswahl des Vorratsteams dauert knapp eine Dreiviertelstunde. In Zukunft geht es sicherlich viel schneller. Trotz der Übersichtlichkeit des Spielmaterials und der Spielregeln dauert das initiale Vertrautmachen mit dem Spielmaterial ein wenig. Wer kann was? Wie wollen wir vorgehen?

Machen wir es kurz, nach rund 3 Stunden knobeln und Spielzeit überrannten uns die lebenden Toten und unser Team endete als Zombiefutter.
Bereits nach ein, zwei Runden, biss der Erste von uns in den Asphalt. Okay, das Spiel ist tödlich. Wir ändern umgehend unsere Herangehensweise. Zombies unbedingt vom Hals halten.
Keiner von uns sollte direkt von der Horde bedroht werden. Man stirbt sehr schnell im Friendly Fire.

We are outnumbered… The virus has completely devastated over 150 of the world’s major regions and is spreading rapidly. At this point in time we know of only one method of killing the creatures: destroy the brain. Be on the guard of any loved ones who may have recently been in any sort of contact of the infected. And if you find yourself out in a threatening position, please do not hesitate to act. Again, this is not a test. This is not a joke. We as a species are overwhelmed. We are outnumbered!
Devil wears Prada – Outnumbered

Es geht hin und her. Zunächst sieht es danach aus, dass wir es nicht lange machen. Doch die Gefahr holt uns so schnell nicht ein. Es ist knapp, aber wir finden beinahe genug Vorräte und schalten viele Untote aus. Schließlich entscheiden wir uns für ein geteiltes Team. Die schnellste Überlebende soll noch mal woanders schauen, während sich das verbliebene Hauptteam mit den bereits gefundenen Vorräten den Zielkoordinaten nähert. Wir sind voller Hoffnung, das Blatt wendet sich scheinbar in unsere Richtung. Was für eine fatale Fehleinschätzung. Die Zombies zeigen sich plötzlich von einer unerwartet aktiven Seite. Sie schließen unnachgiebig auf und vernichten trotz erbitterten Widerstand die Hauptgruppe innerhalb weniger Augenblicke. Die nunmehr einzige Überlebende findet dennoch das noch fehlende Material und kommt in die Nähe des Zieles. Auf sich alleine gestellt, ergießt sich schließlich auch ihr Blut auf den Ruinenboden. „Feeding Frenzy“! Berauscht und angetrieben vom Blut ihrer Begleiter konnte schließlich niemand der untoten Übermacht widerstehen und entkommen – auch sie nicht.

"Zombicide": Beim ersten Mal fließt immer Blut ...

„Zombicide“: Beim ersten Mal fließt immer Blut …

Unser “Zombicide”-Spiel fing die Atmosphäre zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit sehr gut ein. In ungünstigen Situationen, wenn beispielsweise alle Zombies auf dem Spielfeld sind, bewegt sich die Horde erstaunlich schnell an die Überlebenden heran. Zombies treffen automatisch, nehmen dabei jeweils einen Gegenstand ab und ersetzen diesen durch eine Wunde. Die zweite Wunde tötet im Normalfall. Die Spielzeit wird auf der Schachtel mit einer Stunde angegeben. Ich denke, diese Einschätzung ist etwas zu optimistisch, wenngleich es auch sehr schnell vorbei sein kann.
Die Regeln sind einfach, klar und logisch aufeinander aufbauend. Wir benötigten das Regelheft bereits beim ersten Versuch kaum. Die Übersicht auf der Regelheftrückseite erwies sich als überaus hilfreich.

Zwei Fragen konnten wir zunächst nicht eindeutig klären.

  1. Jeder Überlebende darf gemäß Spielregel nur einmal pro Runde suchen. Gleichzeitig gibt es eine Spezialfähigkeit „+1 Freies Suchen“. Uns war nicht klar, ob das Suchlimit dennoch gilt.
    Diese Frage wird laut Roger klar in den Regeln beantwortet. Ein Überlebender darf lediglich einmal suchen. Dies gilt auch für Überlebende mit dieser Spezialfähigkeit. Wir haben es ohnehin so gespielt.
  2. Nach unserer Regelinterpretation kann die Entfernung zwischen Zombies und Überlebenden unterschiedlich berechnet werden.
    Entweder wird die gerade Linie (Luftlinie) auch durch verschlossene Türen als Grundlage genommen oder es wird der nächstmögliche Zugriffsweg durch offene Türen verwendet. Welcher Ansatz regelkonform ist, blieb bislang noch offen.
    Wir spielten mit der Variante des nächstmöglichen Zugriffswegs, selbst wenn dieser länger war als der direkte Weg.

Doch dies sind insgesamt Kleinigkeiten. Die 3 kooperativen Stunden waren jederzeit kurzweilig und sicherlich unserem (Un-)Geschick und Knobeln („Analyseparalyse“) geschuldet. Das Spiel fordert und fließt dennoch flüssig dahin. Es gab keine nachhaltigen Regelauffälligkeiten, -ungereimtheiten oder Hemmnisse wie bei einigen vergleichbaren Titeln von Fantasy Flight Games (z.B. „Mansions of Madness“ / „Villen des Wahnsinns“), die mitunter immer wieder mal lahmen, weil eine der vielen Teilregeln unklar ist oder das ganze Szenario gar nicht funktioniert.

"Zombicide": Das letzte Gefecht

„Zombicide“: Das letzte Gefecht

Die Atmosphäre und das immanente Storytelling von “Zombicide” trifft durch die Übermacht und Unerbittlichkeit der Untoten alle mir bekannten Vorlagen sehr gut. Die „Friendly Fire“-Regel, d. h. es wird immer zuerst auf Überlebende geschossen, wenn diese gemeinsam mit Zombies in einem Feld stehen, erhöht den Druck erheblich, solange keiner mit Spezialfähigkeiten agiert.
Das Spielmaterial gefällt sowohl optisch als auch haptisch. Wir waren und sind mit dem Spielverlauf, mit dem Spielausgang und dem Spiel selbst sehr zufrieden. Roger hat es bereits noch einmal alleine versucht. Ich denke, dies sagt sehr viel über das Spiel aus. Wir werden wieder nach Vorräten suchen.

Was hat dies mit Rollenspiel zu tun? Mir stellt sich die Frage, ob moderne kooperative Brettspiele nicht die „besseren“ Rollenspiele sind? Wer beispielsweise „Battlestar Galactica“ (Fantasy Flight Games) spielte, der weiß vielleicht, was ich meine. Es kommt auf die Spielgruppe an, aber in einer entsprechenden Konstellation, tauchen die Spieler in ihre Rollen so ein, dass die unterschwellige Erzählung, die verschiedenen Agenda und die Interaktion der Spieler im Vordergrund stehen.
„Shadowrun“- oder „Call of Cthulhu“-Runden ersticken oft in (Out-of-Play)-Planungsorgien. Bei dem immer wieder formelhaften „Dungeons & Dragons“ (4th Edition) dient die Story mitunter lediglich als lockerer Rahmen für das nächste Event und die nächste Battlemap.
Sicherlich ist „Zombicide“ nicht so rollenspielnah wie manche „Battlestar Galactica“-Runde, eher wie besagte Herangehensweise von „Dungeons & Dragons“ (4th Edition), doch auf dieser Ebene spielt sich “Zombicide”: Zombieterrific! Langweile sieht definitiv anders aus.

Quellen:
“Zombicide” auf der Homepage von Guillotine Games
Devil wears Prada-Homepage (Christlischer Metalcore? Aha, voll moderne Stryper, oder was? Song paßt dennoch …)

Bildnachweis: Freigabe der Originalbilder durch CoolMiniOrNot via Email vom 16.09.2012.
Private Fotos der ersten “Zombicide”-Spielrunde

Weitere interessante Artikel?

  1. Zombicide: Season 2 via Kickstarter is here!
  2. Zombicide Season 2: Der neue Kickstarter-Megahit?
  3. Zombicide: The rest of the surviors & zombies are here!
  4. „Zombicide“: Now I’m Feeling Zombified …
  5. Zombicide: Preview Toxic City Mall Miniatures

Kommentare sind geschlossen.