Der vergangene lange Spielesamstag, unsere nachSPIEL 2012, mit mehr als einem „dreckigen Dutzend“ Enthusiasten werden diverse Neuheiten von der SPIEL 2012 und zumindest eine „Altheit“ gezockt. Schließlich entsteht daraus folgende persönliche Spielebewertung und -auswahl.
- The Good – Spiele, die mir gefallen
Mutant Meeples (Pegasus Spiele), kleine Spielsteinhelden mit jeweils einer Superpower, welche die ansonsten allgemeingültigen Bewegungsregeln individuell modifizieren, lösen in einem zweidimensionalen Raum „Kriminalfälle“ durch Kombinatorik. Jeder versucht, zuerst mit einem Spielstein am „Ort des Verbrechens“ zu sein.
Ganz ehrlich, ich war dieser hervorragenden Denk- und Knobelaufgabe lediglich bedingt gewachsen. Räumliches um die Ecke denken liegt mir offenbar nicht sonderlich. Zusätzlich kommt der psychologische Gruppendruck hinzu. In Kombination mit dem Zeitfaktor, in Form einer „gemeinen“ Sanduhr, ergibt dies einen echten Spieleknaller in der Tradition von Rasende Roboter. Mich erinnerte das Ganze überdies ein wenig an den Hit Robbo Rally. (Spielzeit ca. 90 Minuten)
Kommt auf meine Wunschliste!
Hanabi (Abacusspiele), kurzweiliges kooperatives Kartenspiel, bei dem die Spieler gemeinsam ein Feuerwerk veranstalten. Das Team sortiert gemeinsam Karten nach Farben und Ziffern. Dabei sieht jeder allerdings ausschließlich die Karten seiner Mitspieler. Die Spieler geben einander eingeschränkte Hinweise oder legen hoffentlich die richtige Karte ab. Mir bereitete dieser kleine Zeitvertreib echt Freude. Das Kartenspiel könnte unter Umständen auch Schulanfängern und ihren Eltern gefallen. (Spielzeit ca. 30 Minuten)
Shogun (Queen Games), eine tolle „Altheit“ zwischendurch, weil alle Spieleneuheitenerklärer bereits anderweitig beschäftigt waren. Gleichwohl bleibt es in meinen Augen noch immer eines der besten Strategiespiele überhaupt. In Anlehnung an den Klassiker Wallenstein versuchen bei dieser Japanvariante mehrere Daimyos, die Vorherrschaft über das Land zu gewinnen. Shogun sorgt immer wieder für großartge und sehr spannende Unterhaltung. Gehört eigentlich in jede gute Brettspielsammlung. Punkt. (Spielzeit ca. 120 Minuten) - The Bad – Spiele, die mir nicht gefallen
Suburbia (Lookout Games), ein Spiel für Leute, die zum Lachen in den Keller gehen. Das Spiel funktioniert, aber es ist wieder einmal ein Beispiel für die Eurogames-Einöde. Jeder baut nach Möglichkeit den attraktivsten Vorort. Die Interaktion zwischen den Spielern besteht darin, dass man Gebäude den anderen zuvor „wegkauft“ oder von den Gebäuden anderer profitiert.
Auf funktionaler Ebene ein solides Spiel, aber sowohl „logisch“ (ein Vorort mit 4 Flughäfen ist möglich, wenn ich mich recht entsinne) als auch spannungsseitig ein ziemlicher Flop.
Reine Verwaltungsspiele „ohne“ Spielerinteraktion findet man alsbald hoffentlich in der Ramschkiste für Bürokraten. Bedauerlicherweise wieder ein überflüssiges und langweiliges Eurogame … (Spielzeit ca. 90 Minuten, viel zu lange) - The Ugly – Spiele, die aus welchen Gründen auch immer irgendwie dazwischen fallen
Terra Mystica (Feuerland Spiele), dieses Spiel kam zweifach auf den Tisch, aber schon beim Zuschauen erinnerte es an besagtes Eurogame-Schreckgespenst. Halblinge, Hexen und Nixen etc. wetteifern beim Bau von Tempeln und Burgen. Gegen Spielende dauern die Züge deutlich länger. Den beiden Spielrunden gefiel es größtenteils, aber nach meinen Beobachtungen werde ich zurückhaltend sein, wenn es irgendwo angeboten wird.
Seasons (Asmodee Editions), ein grafisch schick aufgemachtes französisches Kartenspiel. Verschiedene Zauberer sammeln magische Kristalle. Das Spiel machte einen charmanten Eindruck. Leider konnte ich es nicht mehr selbst spielen. Die Spieler bemängelten, dass es wohl bei 4 Mitspielern Probleme geben könnte, weil der Letzte in der Reihe nie die Rolle des Startspielers einnehmen würde und damit ein Nachteil nicht von der Hand zu weisen sei. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, hole ich ein Testspiel sicherlich nach.
Il Vechio (Hall Games, Pegasus Spiele), ein Spiel von Rüdiger Dorn (Autor des famosen Louis XIV (alea)) bei dem alle „adligen“ Spieler versuchen, die Vormacht der Medici zu brechen. Es kam bei allen sehr gut an, wurde aber leider vor meiner Anreise gespielt. Die Spieler überzeugte, dass es offenbar nahezu keine Downtime (Spielpausen) gibt, da jeder sehr schnell wieder am Zuge sei.
Mit etwas Glück ergibt sich bald eine Gelegenheit, darauf einen genaueren Blick zu werfen.
Andean Abyss (GMT Games), nach diesen ganzen netten familienfreundlichen Spielen fehlt zumindest ein richtiges Kosim. 1-4 Spieler mischen entweder als Guerilla (FARC („Linke“), AUC („Rechte“), die Regierung oder als Drogenkartelle in kolumbianischen Konflikten der 90er und frühen 2000er kräftig mit. Das hat leider gar nicht geklappt, weil einigen die notwendigen Regelkenntnisse fehlten und eine „schnelle“ Erklärung unmöglich erscheint. Ich sage nur Here I Stand (ebenfalls GMT Games) … Sieht sehr spannend aus. Das Spiel wird vermutlich noch vor Weihnachten nachgeholt.
Auf der Erkenntnisseite zeichnet sich immer mehr ab, dass sogenannte „Eurogames“ mit dem ganzen Holz-für-Schafe-Tauschen (Wood-for-sheep), Gebäude bauen etc. in vielen Varianten (ja, auch Caylus) zu gleichförmig und fade für meinen Geschmack sind. Ich brauche derartige Spiele nicht (mehr). Davon gibt es einfach bereits zu viele Geschmacksrichtungen, die unterm Strich doch zumeist das Gleiche mit etwas anderem Anstrich wiederholen.
Im Bereich kooperative Spiele sehe ich hingegen weiterhin Potentiale.
In ähnlicher Konstellation spielen wir bald auf der Burg Stahleck diverse Rollenspiele. tremulus fand vorab leider zu wenig Zuspruch, aber dafür fand Unknown Armies einen Platz im Angebot. So, jetzt schon mal einige Ladungen sammeln …
Quellen:
Mutant Meeples-Produktseite von Pegasus Spiele
Hanabi-Produktseite von Abacusspiele
Shogun-Produktseite von Queen Games
Suburbia-Produkseite von Lookout Games
Terra Mystica von Feuerland Spiele
Seasons-Produktseite von Asmodee Editions
Il Vechio-Produktseite von Pegasus Spiele (Hall Games)
Andean Abyss-Produktseite von GMT Games
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