Artikelformat

Fantasy Filmfest 2012: Killing in the name of (part 1)

Nach 8 dunklen Tagen in Kinosälen und anderen Welten kehrt der gemeine Alltag wieder zurück.
Wenngleich der Genre-Titel „Fantasy Filmfest“ von Jahr zu Jahr immer mehr in die Irre zu führen scheint, weil „echte“ Fantasyfilme abseits einiger asiatischer Kleinode auch im diesjährigen Programm kaum auszumachen sind. Stattdessen gibt es ein fulminantes Stelldichein aus internationalen Horror-, Splatter-, Thriller- und Actionstreifen garniert mit ein paar vereinzelten Science Fiction-Akzenten.
Nichtsdestoweniger bleibt dieser zugegebenermaßen recht eigenwillige Schmelztiegel abseitiger Ideen und Bilder etwas Besonderes in unserer bedauerlicherweise sowohl homogenisierten als auch verarmenden TV- und Kinolandschaft, selbst wenn dort einige „Auswüchse“ persönlich kaum nachvollziehbar erscheinen. Wie jedes Jahr gilt das Motto – keine Psycho-Serienkiller- oder Splatter-Werke.

„A Chinese Ghost Story“ (2011, Hong Kong/China)
Seit 1987 treiben nun immer wieder taoistische Geisterjäger und einige naive Laien attraktive Dämonendamen aus. Die Neuauflage bleibt seiner Vorlage euphemistisch ausgedrückt treu.
Ein umherziehender Beamter (im Programm als „Landstreicher“ bezeichnet(?)) wird begleitet von einigen gedungenen Halsabschneidern in die Schwarzen Berge geschickt, um Wasser für ein Dorf zu suchen. Dort trifft er die Liebe seines Lebens und seine Begleiter der Tod. Die Dame seines Herzens entpuppt sich alsbald als vernaschte tödliche Dämonin, die ihrerseits einem blutdürstigen Baumdämon dient. Die aufkeimende zarte, aber unmögliche Liebe zwischen Mensch und Dämon wird überdies immer wieder von zwei unangenehmen Exorzisten jäh gestört.
Dieses illustre innerliche und äußerliche Konfliktfeld wird durch viel Hong Kong-Fuchtelei, Zauberei und Drama aufgelöst.
Eine Neuauflage ist sicherlich nicht unbedingt notwendig, doch die Bilder und die teilweise furiosen Action- und aktuellen Tricksequenzen bringen immer wieder ein wohlwollendes Lächeln auf die Lippen.
Liebhaber der Serie und von Rollenspielen wie „Qin: The Warring States“ oder „Legend of the 5 Rings“ oder „Legends of the Wulin“ können ein Blick riskieren.

„The Awakening“ (2011, Großbritannien)
Großbritannien 1921 – wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Eine wissenschaftlich denkende Buchautorin durchschaut und entlarvt detektivisch obskure Medien und Scharlatane. Eines Tages soll die aufgeklärte und gebildete Dame dem Spuk in einem aufgeschreckten Knabeninternat beenden. Die Geistergeschichte nimmt allerdings einen (un-)erwarteten Verlauf für die Protagonistin und die Zuschauer. Gruseln statt Splatter!
Klassisch mit Klasse umgesetzte atmosphärische Variante von „The Sixth Sense“ oder „The Others“ mit einigen kleinen überzeugenden Wendungen und Darstellern. Bitte mehr davon …
Die Exposition aus „Miss Marble“, „Sherlock Holmes“ und „X-Files“ angesiedelt zwischen den beiden Weltkriegen wäre sicherlich eine feine Grundlage für eine Fernsehserie. „Call of Cthulhu“ und „Trail of Cthulhu“-Anhänger finden vermutlich das eine oder andere an dem reizvollen Streifen.

„The Baytown Outlaws“ (2012, USA, Weltpremiere)
Ein Film, der mit einem Song von Clutch beginnt, kann nicht schlecht sein, oder? Drei blutsverwandte Rock N Roll-Outlaws entführen einen besonderen Jungen. Der fürsorgliche Ziehvater hat selbstverständlich etwas dagegen und schickt dem Desperado-Redneck-Trio einige vermeintlich tödliche Themenpark-Killerteams hinterher. Es gibt „sexy“ Bikerbräute mit großen Wummen, es folgen farbige Asphaltpiraten mit noch mehr Wummen und skalpierende Biker-Indianer mit Pfeil und Bogen, Messern und natürlich Wummen. Einige besonders smarte Cops und Ganoven stolpern ebenfalls durch die Geschichte.
Ein unterhaltsamer Abschlussballerfilm, der das eigene Weltbild sicherlich nicht aus den Fugen bringt, aber irgendwie charmant den Trash-Nerv treffen kann und mit einem coolen Soundtrack aufwartet. Es wird endlich Zeit, daß jemand das Comic „White Trash“ verfilmt, jawohl! Vamos!

Das war der letzte Vorstellungstag aus dem Kino „Metropol“ in Stuttgart.

Gerade Rollenspieler mit offenen Augen finden auf dem Filmfest immer wieder Ideen, Twists oder sonstige Anregungen für ihre Spielrunden. Absolut empfehlenswerte Veranstaltung für kauzige Liebhaber. Es wäre dennoch begrüßenswert, wenn das Fantasy Filmfest wieder etwas mehr seinem Namen gerecht würde.

Quellen:
Fantasy Filmfest-Homepage

Weitere interessante Artikel?

  1. Fantasy Filmfest 2012: Killing in the name of (part 2)
  2. Fantasy Filmfest vom 29.08. bis 05.09.2012 in Stuttgart
  3. Das Fantasy Filmfest naht: Vom 20. August bis zum 12. September 2013
  4. Fantasy Filmfest 2013: The Good, The Bad & The Meh
  5. Fantasy Filmfest 2013: The Congress – Reinvent the Truth!

Kommentare sind geschlossen.